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Ausgabe 02/2024

Ausgabe 02/2024 der Zeitschrift „Ärztliche Psychotherapie"
04.06.2024
Bundesverband

Anmoderation M. Neises-Rudolf

Heft 2/2024 Ärztliche Psychotherapie zum Schwerpunkt „Schmerz“
Herausgeber: Prof. Dr. med. Karl-Jürgen Bär, Jena, Prof. Dr. med. Volker Köllner, Berlin

Die Herausgeber heben im Editorial hervor, dass Schmerzerleben immer ein psychisches Phänomen ist und gleichzeitig im Körper wahrgenommen, also als körperliches Phänomen erlebt wird. Damit steht der Schmerz beispielhaft für ein psychosomatisches Symptom. Gleichzeitig bedauern die Herausgeber, dass wir diesem Symptom bzw. Krankheitsbild in der Psychosomatik inzwischen eher wenig Aufmerksamkeit widmen und nur wenige Kolleg:innen ihren Forschungsschwerpunkt in diesem Gebiet haben.

Schauen wir in dieser Zeitschrift zurück, so erschienen in der Ärztlichen Psychotherapie bisher zwei Heft zum Thema: 3/2008 mit dem Schwerpunkt »Chronischer Schmerz« und 3/2014 »Schmerz und Bindung«. Seither hat sich in der Diagnostik und Therapie vieles weiterentwickelt, sodass es gute Gründe gibt dieses Thema wiederaufzugreifen. Eine wichtige Änderung betrifft den Übergang von ICD-10 zu ICD-11. In der ICD-10 war der chronische Schmerz noch im »Psycho«-Kapitel verortet, dagegen bekommt dieser in der ICD- 11 ein eigenes Kapitel, wird also als eigenständige Krankheitsgruppe definiert. Dies spiegelt sowohl das inzwischen vorliegende Wissen um diese Krankheitsgruppe wider als auch die Entstehung eigenständiger Versorgungstrukturen in der Schmerzmedizin. Die folgenden sieben Beiträge spiegeln diese interessante Entwicklung, sowohl hinsichtlich neuer Forschungsergebnisse als auch ihrer praktischen Anwendungsmöglichkeiten:

Karl-Jürgen Bär beginnt mit einer Übersichtsarbeit »Die chronische Schmerzkrankheit«, in der er wesentliche Erkenntnisse zur Schmerzchronifizierung und zur psychosomatischen Schmerzbehandlung aus den letzten zehn Jahren anschaulich und praxisnah darstellt.

Anke Diezemann-Prößdorf stellt ein zentrales Konzept zum Verständnis von Chronifizierungprozessen vor, das Fear-Avoidance-Modell, das nicht nur bei Rückenschmerzen, sondern derzeit auch beim Verständnis der Chronifizierung von Fatigue und anderen Symptomen bei Post-COVID an Bedeutung gewinnt.

Bernd Kappis zeigt in seinem Beitrag Ziele, Inhalte und Methoden der Schmerzedukation auf, neben Studienergebnissen zur Wirksamkeit. Die Schmerzedukation geht von einer neurobiologisch fundierten Erklärung des Schmerzerlebens aus und fokussiert auf psychosoziale Faktoren in der Verstärkung und Aufrechterhaltung von Schmerzen.

Ralf Nickel stellt die psychodynamisch-interaktionelle Gruppentherapie als einen zentralen Bestandteil psychosomatischer Schmerztherapie vor. Zielgruppe sind Patient:innen mit somatoformen Schmerzen beziehungsweise solche, deren Schmerzätiologie überwiegend stressassoziiert ist.

Stefan Peters, Michael Hollmann und Andrea Schaller fassen in ihrem Beitrag zur Bewegungstherapie bei chronischen muskuloskelettalen Schmerzen den aktuellen Forschungsstand zusammen. Die Autor:innengruppe gibt wertvolle Hinweise dazu, wie Bewegungstherapie bei chronischen Schmerzpatient:innen auch aus der psychosomatischen Praxis heraus verordnet werden kann.

Jördis Kroll stellt ein besonderes Konzept zur interdisziplinären Behandlung in der Rehabilitation bei chronischen muskuloskelletalen Schmerzsyndromen vor, die duale Rehabilitation »Psycho-Orthopädie«. Zu diesem Konzept gehört die gemeinsame Zuständigkeit sowohl einer psychosomatischen als auch einer medizinischen Fachabteilung.

Karl-Jürgen Bär geht in seinem abschließenden Beitrag auf die Rolle von Cannabis für die Behandlung chronischer Schmerzen ein. Die Debatte um diese Substanz wird oft emotionalisiert geführt. Der Beitrag vermittelt ein ausgewogenes Bild zum aktuellen Wissensstand und kann damit bei Behandlungsentscheidungen hilfreich sein.

In der Rubrik »Politik und Praxis« beschäftigt sich der Beitrag von Kamiar K. Rückert mit dem Thema „Freude – Wege in das schöne Leben“ als wichtiges Element im therapeutischen Prozess. Mit »Favas Feder« wird von Giovanni Andrea Fava die Fallgeschichte einer Patientin, diesmal „Die Ärztin, die nicht gesund werden wollte“ vorgestellt. Caroline Rometsch stellt ihre Perspektive auf die Welt der wissenschaftlichen Publikationen vor.

Wie immer folgen die ausführlichen Mitteilungen aus den Fachgesellschaften: DGPM, VPK und BPM. Diese Verbandsnachrichten wie auch das Editorial sind frei zugänglich unter folgendem Link https://elibrary.klett-cotta.de/content/pdf/10.21706/aep-19-2-66.pdf

Den Abschluss bilden zwei Buchbesprechungen von Peter Vogelsänger zu den Büchern Blue Skies von T.C. Boyle und Professionelle Antinomien in hausärztlicher Praxis von Markus Herrmann (Hg.). Einen Ausblick geben der Veranstaltungskalender sowie der Hinweis auf die nächste Ausgabe 3/2024 zum Thema: Update Psychodynamische Psychotherapie.

Herausgeber:innen und Schriftleitung zusammen mit allen Autor:innen möchten mit diesem aktuellen Überblick die Rolle der Psychosomatik in der Schmerzmedizin stärken und  für die Betreuung dieser Patient:innengruppe praktische Empfehlungen vermitteln.