Aus der Praxis: Seelische Belastung bei Darmerkrankung (Morbus Crohn)
Eine 24-jährige Frau wird von ihrem Hausarzt in die Psychosomatische Facharztpraxis überwiesen, da sie sich seit Jahren der notwendigen Behandlung ihres Morbus Crohn entzieht und lediglich die Verordnungen ihrer Stomabeutel am Empfang der Hausarztpraxis regelmäßig abholt.
Anamnestisch ist zu erfahren, dass bei ihr im Alter von 17 Jahren die Diagnose der chronisch entzündlichen Darmerkrankung gestellt wurde, die wegen unzureichender Behandlung komplikationsreich exazerbierte, so dass im 19. Lebensjahr im Rahmen einer Not-OP eine Anus-praeter-Anlage erfolgte. Im Laufe der supportiven ambulanten Psychotherapie wird das traumatisierende Ausmaß der damaligen Krankenhausbehandlung, v.a. hinsichtlich Schmerzen und Kontrollverlust deutlich, was das Vermeidungsverhalten gegenüber ärztlichen Behandlungen verstehen lässt.
Nach einem allmählichen Vertrauensaufbau kann die Patientin motiviert werden, sich in die notwendige gastroenterologische Behandlung zu begeben. Hier taucht das Thema der Stoma-Rückverlegung auf, was in einem gemeinsamen Gespräch mit der Patientin, der Psychosomatikerin, dem ambulanten Gastroenterologen sowie der Kliniksabteilung erörtert und geplant wird. Vor allem die Kontrollverlustangst vor einer erneuten Krankenhausbehandlung wird mit allen Beteiligten besprochen, so dass die Patientin ausreichend Vertrauen für diesen Eingriff entwickeln kann. Die postoperative ambulante Weiterbehandlung gestaltet sich unproblematisch.