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„Generation beziehungsunfähig“

„„Beziehungen in der Krise – Aufbrüche!“ Welches Motto könnte relevanter für meine Generation der westlichen Welt sein? In meinem Alter (um die 30) waren die zentralen Themen noch vor einigen Jahren Familiengründung, Hausbau, sich insgesamt ein sicheres, stabiles Zuhause zu schaffen. In einem Zeitalter, in dem selbst biologische Limitationen bezüglich Lebensplanung aufgehoben werden, die Welt mehr und mehr zu einem Dorf wird, die Monogamie längst nicht mehr die einzige gesellschaftlich anerkannte Lebensform ist, die persönliche Entwicklung im Zentrum vieler Lebensentscheidungen steht, wird die Bewältigung von Beziehungsabbrüchen und erneut bereit sein mehr und mehr zur notwendigen Fähigkeit, um weiter gesund und glücklich durch das Leben zu gehen.

Beim diesjährigen Kongress wurde der Begriff „Beziehung“ soziologisch und künstlerisch in der Ausstellung „50 Shades of red“ in seiner Vielschichtigkeit ausgearbeitet. Wir alle haben Beziehungen auf verschieden Ebenen: zu uns selbst, zur sozialen Umwelt, zur materiellen Welt, sowie zur Welt als Ganzes. Brüche auf allen Ebenen können bis zur Entstehung psychosomatischer Krankheiten wie der Anorexia nervosa führen. Sind wir in unseren Beziehungen bezogen, erfahren wir Resonanz oder ist sie doch eher beziehungslos, fühlen wir uns entfremdet? Auf diese Weise über Beziehungen in Austausch zu gehen, fand ich persönlich vor dem Hintergrund meiner eigenen Beziehungserfahrungen sehr bereichernd und wird mir hoffentlich auch zukünftig bei meiner Arbeit als Ärztin mehr Verständnis verschiedener PatientInnen gegenüber ermöglichen, egal für welchen Fachbereich ich mich letztendlich entscheide.

Auf aktuelle Phänomene wie die Auswirkungen von Dating-Apps, künstlicher Intelligenz und die Verbreitung von Fake-News wurde eingegangen, alles eingebettet in grundsätzlich psychosomatisch relevante Themen wie Bindung und Trauma, epigenetische Auswirkungen von Stress auf Resilienz und viele mehr. Sich über Konsequenzen der aktuellen Neuerungen klar zu werden, empfand ich im Hinblick auf persönliche Lebensentscheidungen sehr hilfreich.

Für mich war es sehr motivierend mitzuerleben, wie viele Menschen gemeinsam daran arbeiten, den aktuellen Kenntnisstand voranzutreiben. Ein Symposium, das sich mit der Therapiemethode meiner Doktorarbeit beschäftigte, rundete für mich den diesjährigen Kongress ab.

Ich bin sehr dankbar, die Möglichkeit erhalten zu haben, mehr mit der Psychosomatik und auch der Forschung in Kontakt zu treten und denke, dass dieser Kongress für alle Studierende mit tieferem Interesse an der Entstehung verschiedener Krankheitsbilder ein Zugewinn ist.“