Gleichzeitige Offenheit und Geschlossenheit
„Dank dem Stipendiat*innen Programm der Perspektive Psychosomatik konnte auch ich den diesjährigen Kongress miterleben und mich von vielen Vorträgen und Gesprächen inspirieren lassen. Ich könnte an dieser Stelle viele tolle Redner*innen und für mich nachhaltig spannenden Themen nennen, beispielswiese die Vortragsreihe zu Cancer related Fatigue als gleichzeitiges Thema meiner Promotionsarbeit, die Psychodermatologie in all ihren Facetten, der Abendvortrag von J.L. Degen zur Intimität und Beziehung im digitalen Zeitalter oder die Symposien zur Jugend, ihren unterschiedlichen Werten, Weltanschauungen, Sorgen und Zukunftsfragen (H. Möller Slawinski) sowie einem neuen Konzept der Schön Klinik Rosenkeck mit dem Titel „Wo bin ich und wo will ich hin?“ (C.Göhre). Gerade letztere waren für mich mit dem kürzlich abgeschlossenen Medizinstudium spannend. Jedoch möchte ich mich in diesem kurzen Text auf Herr Rosas Gedankengänge im Rahmen des Eröffnungsvortrages fokussieren, da sie mich mit am meisten fasziniert haben und sie daher in Kürze wiedergeben:
Die großen Themen unserer heutigen Leistungsgesellschaft, welche uns einen stetigen Fortschritt abverlangt und häufig negative Zukunftsaussichten aufzeichnet, führen immer wieder zur Entfremdung und beziehungslose Beziehungen. Mit dem Gefühl das Gegenüber nicht mehr erreichen zu können, sinkt für viele das Interesse an den Mitmenschen und gleichzeitig gehen Selbstwirksamkeitserwartung und Affizierung, also die Möglichkeit als Subjekt berührt, bewegt und sich verbunden zu fühlen, verloren. So werden gerade in diesen krisenhaften Zeiten bezogene Beziehungen und ein lebendiges in Resonanztreten immer wichtiger. Das Gelingen von Beziehung als das Treffen in der Mitte zwischen zwei Menschen ist für uns alle immer wieder eine Herausforderung. Bei gefühlt dauerhaftem Zeitmangel und vielen distanzierten Orten wird dies zusätzlich erschwert. Bei diesen Vorstellungen sind laut Rosa das Bestehen von Offenheit und Antwortfähigkeit gegenüber der Welt bei einem gleichzeitig in sich ausreichend geschlossenem Körper für eine psychische Gesundheit notwendig. Menschen in Krisen dabei zu helfen diese Balance neu zu finden und halten zu können ist sicherlich eine der vielen Aufgaben der Psychosomatik, aber auch für uns alle als einzelnen von Bedeutung. Daher wünsche ich uns allen ausreichend Offenheit und die notwendige Geschlossenheit für die anstehenden Zeiten und nochmals vielen Dank für den tollen Kongress!“