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Ausgabe 01/2025

Ausgabe 01/2025 der Zeitschrift „Ärztliche Psychotherapie"
20.02.2025
Bundesverband

Anmoderation Dr. med. Götz Berberich

Heft 1/2025 Ärztliche Psychotherapie

Liebe Leserinnen und Leser,

psychosomatische Themen in der Gynäkologie und Geburtshilfe haben in der Zeitschrift „Ärztliche Psychotherapie“ seit vielen Jahren ihren festen Platz. Bereits zum 4. Mal – nach 2013, 2020 und 2021 – liegt nun ein Schwerpunktheft zu diesem Themenkomplex vor. Die Herausgeber:innen Mechtild Neises-Rudolf, Andrea Hocke und Wolf Lütje haben sich nicht weniger als die Vermittlung eines breiten Überblicks  über das Fachgebiet mit seinen Aufgaben, Entwicklungen und den dazugehörigen Debatten zur Aufgabe gemacht. Hierzu kommen 7 Autor:innen(-teams) zu Wort:

Im ersten Beitrag stellt Claudia Schumann-Doermer einen Leitfaden für die gynäkologische Untersuchung als »Berührung ohne Grenzverletzung« vor. Die gynäkologische Untersuchung sollte als intime Begegnung in ihrem Ablauf mit Vor- und Nachgespräch reflektiert werden, damit keine Grenzen überschritten und die Patientinnen in ihrer Autonomie unterstützt werden.

Der zweite Beitrag »Vulvodynie und psychische Gesundheit: Eine ganzheitliche Betrachtung« beleuchtet ein chronisches Schmerzsyndrom, das ein Viertel aller Frauen im Laufe ihres Lebens betrifft und ihre Lebensqualität einschließlich der sexuellen Gesundheit einschränkt. Die Autorin Andrea Hocke beschreibt die Herausforderungen für die Behandler:innen, die die Patientinnen im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung oder einer Psychotherapie begleiten.

Heribert Kentenich stellt sich mit seinem Beitrag »Eizellspende und Leihmutterschaft« der Frage, ob dies aus psychischen und ethischen Gesichtspunkten verboten bleiben sollte. Nach einer Einführung ins Thema wird die aktuelle politische Situation und die gesellschaftliche Diskussion geschildert. Abschließend werden die Empfehlungen einer Expert:innenkommission vorgestellt, die diese auf Basis internationaler Studien erarbeitet hat.

Der Beitrag »Zur Psychologie des Stillens« leuchtet unterschiedliche biopsychosoziale, ökonomische und wissenschaftliche Aspekte des Stillens aus, das in der Vergangenheit mal vehement abgelehnt, mal ebenso entschieden eingefordert wurde. Der Autor Wolf Lütje befasst sich vor diesem Hintergrund mit der Bedeutung der weiblichen Brust und modernen Stillkonzepten. In klinischen Beispielen werden der Einfluss der Geburtserfahrung und individueller Konflikte auf das Stillen dargestellt.

De Motive für einen Schwangerschaftsabbruch, sind vielfältig. Die Autoren Florian Dienerowitz und Matthias David untersuchen in ihrem Beitrag: »Der Schwangerschaftsabbruch: Selbst- oder Fremdbestimmung? Eine Analyse der Konfliktursachen« und konstatieren, dass insbesondere Partnerschafts- und familiäre Probleme, psychische und physische Überforderung, biografische Gründe und materielle Sorgen, nicht zuletzt aber die ablehnende Haltung Dritter eine entscheidende Rolle spielen. Die abschließende Diskussion zeigt auf, was diese Konflikte für eine selbstbestimmte Entscheidung der Schwangeren bedeuten.

Im »›If you die, I will kill you‹ oder das Mädchen und der Tod« stellt Vivian Pramataroff-Hamburger den Film To the Bones von Marti Noxon und seine Darstellung von Essstörungen im Kontext des Mediums Skandalfilm vor. Der Artikel untersucht im Kontext der Filmpsychoanalyse die filmischen Techniken und narrativen Entscheidungen, die zur Darstellung der Hauptfigur und ihrer Krankheit verwendet werden, und bewertet deren Einfluss auf das öffentliche Verständnis und die Wahrnehmung von Essstörungen.

Den Abschluss der Schwerpunktartikel machen die Autorinnen Barbara Maier, Heidrun Lechner und Mirijam Hall mit dem Artikel »Geburtshelfer:innen am Limit. Wo bleibt die Management-Verantwortung?« Vor dem Hintergrund einer Online-Befragung in Österreich und Deutschland gehen sie den subjektiven Erfahrungen von Belastung und Traumatisierung nach und schildern die besonderen Herausforderungen in diesem Fachgebiet, um der Gefahr einer sekundären Viktimisierung von Geburtshelfer:innen entgegenzutreten.

In dem Off-Topic-Beitrag »Frau, Mutter und Ärztin – Rollenkonflikte im 21. Jahrhundert« führt Mechthild Neises-Rudolf im Rückgriff auf die soziale Rollentheorie die fortbestehenden Geschlechtsstereotypen und die heute noch daraus entstehenden Konflikten aus.

In den Rubriken finden Sie Beiträge von Giovanni Andrea Fava zu einer unerwarteten Diagnose, von Kamiar K. Rückert zum Durcharbeiten  – oder warum es nicht die eine Lösung gibt, und von Rosa Butzlaff  über Meine Perspektive … auf dem Weg in die Psychosomatische Medizin.

Auch in der Ärztlichen Psychotherapie vollzieht sich ein Generationenwechsel: Dazu ist besonders lesenswert ist das Interwiew, das Katharina Hof mit Prof. Dr. Mechthild Neises-Rudolf, der bisherigen Hauptschriftleiterin der ÄP, unter dem Titel »Schaffenskraft, Empathie und Durchhaltevermögen« geführt hat und uns einen Ein-  und Rückblick in eine Generation Schriftenleitung erlaubt. Und Volker Köllner ehrt und verabschiedet Wulf Bertram, der als Schriftleiter, Verleger und „Mann der ersten Stunde“ die Zeitschrift wesentlich mitgeprägt hat.

In zwei interessanten Rezensionen stellen Katharina Hof und Cora Pilcher neue Bücher über das Absetzen von Antidepressiva (von Giovanni Andrea Fava) und über Trauma und Gewalt in der Geburtshilfe Ivon Martina Kruse und Katharina Hartmann) vor.

Die ausführlichen Verbandsnachrichten von BPM, DGPM und VPK runden wie immer das Heft ab.

In der nächsten AEP-Ausgabe 2/2025 wird die Kinder-, Jugend- und Familienpsychosomatik unter dem Titel »Update Entwicklung– therapeutische Herausforderungen in der Arbeit mit Familien« im Zentrum stehen.

Die Herausgeber:innen und die Schriftleitung der ÄP zusammen mit allen Autor:innen wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen sich auf Ihre Rückmeldungen.

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