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Ausgabe 02/2025

Ausgabe 02/2025 der Zeitschrift „Ärztliche Psychotherapie"
06.05.2025
Bundesverband

Anmoderation Dr. med. Götz Berberich

Heft 2/2025 Ärztliche Psychotherapie

Liebe Leserinnen und Leser,

das 2. Heft der Ärztlichen Psychotherapie in diesem Jahr beschäftigt sich mit den Themen der Kinder-, Jugend- und Familienpsychosomatik und damit insbesondere mit der Lebensspanne von Schwangerschaft und Geburt eines Kindes über die Kindheit und Transitionszeit bis zur eigenen Elternschaft. Den Herausgeber:innen Harald Tegtmeyer-Metzdorf und Anne Coenen ist es gelungen, ein spannendes Heft mit 7 Beiträgen über das Schwerpunktthema zusammenzustellen, das aktuelle Entwicklungen und praxisrelevante Fragestellungen überblickt.

Stephan Heinrich Nolte plädiert für eine integrierte Psychosomatik und Psychotherapie in der Kinder- und Jugendmedizin, zeichnet aber ein düsteres Bild für deren Zukunft.  Angesichts geringem ärztlichem Nachwuchs, hoher bürokratischer Hindernisse und einer anspruchsvollen Weiterbildung drohen ein Rückfall in eine „Fünfminutenmedizin“ und die Abschaffung der Psychotherapie in der kinderärztlichen Praxis.

Die Gefährdung schutzloser Kinder durch Eltern und das Medizinsystem nehmen Dieter Kunert und Guido Brück in ihrem Artikel „Medizinische Kindesmisshandlung“ in den Blick. Die Grenze zwischen überbesorgten Eltern und einer psychischen Störung, die bisher als „Münchhausen by proxi“ benannt wurde, wird differentialdiagnostisch abgewogen, wobei insbesondere den Widersprüchlichkeiten in Anamnese und Befund Aufmerksamkeit geschenkt werden muss.

Die Behinderung eines Kindes kann eine immense Herausforderung für die Eltern und die gesamte Familie darstellen. Harald Tegtmeyer-Metzdorf legt in seinem Artikel dar, welche Anpassungen an die neue Situation nötig sind und wie diese von ärztlicher Seit gefördert werden können. Im Anschluss daran beschreibt Gabriele Trost-Brinkhues die grundsätzlichen Überlegungen zu einem inklusiven Kinder- und Jugendhilferecht, durch das Leistungsansprüche i.R.d. SGB VIII geregelt werden sollen. Dieser noch nicht abgeschlossene Prozess hat zum Ziel, unabhängig von Art und Ausmaß einer möglichen Behinderung alle Rechtsansprüche auf Teilhabe in allen Bereichen neben dem Bundesteilhabegesetz durch ein inklusives Kinder- und Jugendhilfegesetz (IKJHG) sicherzustellen.

Anne Coenen beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit dem Titel „Zwischen Party und Wickeltisch“ mit der Situation von adoleszenten jungen Müttern und deren psychotherapeutischer Behandlung im Rahmen einer psychosomatischen Mutter-Kind-Tagesklinik. Die Berücksichtigung der oft kollidierenden Bedürfnisse der jungen Mutter und des Säuglings erfordern spezielle Therapiemeothoden, die insbesondere bindungsfördernde Interventionen berücksichtigen. Bindungsstörungen sind auch eine zentrale Herausforderung bei Kindern mit mehrfachen frühen Traumatisierungen. Karl Heinz Brisch stellt in seinem Beitrag „Das MOSES-Therapiemodell“ vor, ein stationäres Behandlungsprogramm im psychotherapeutischen Intensivsetting, mit dessen Hilfe bei diesen schwer traumatisierten Kindern deutliche klinische Verbesserungen erzielt werden konnten, welche zudem mit neurobiologischen Reifungsvorgängen in bestimmten Hirnstrukturen korrelieren.

Da etwa die Hälfte der psychischen Erkrankungen von Erwachsenen bereits vor dem 15. Lebensjahr auftritt und die Schwellensituation im Eintritt zum jungen Erwachsenenalter eine besondere Herausforderung darstellt, kommt der psychosomatischen Behandlung und der Psychotherapie in diesem Zeitraum, mithin der Transition, eine besondere Bedeutung zu. Björn Nolting beschreibt aus seiner Erfahrung, wie erfolgversprechende Therapieoptionen im stationären bzw. tagelsklinischen Setting aussehen können.

In dem Off-Topic-Beitrag „Von der Individuation zur Planetarisation“ greift Jürgen Knieling die Diskussion um die Klimakrise auf und spinnt den Faden weiter zu Überlegungen, wie globale Krisen und weltweite Umwälzungen zu einem Wertewandel auch im Rahmen der Psychotherapie führen können – Gedanken, die zu einem weiteren Diskurs anregen sollen.

In den Rubriken finden Sie Beiträge von Giovanni Andrea Fava zu zwei Arten von Forschern in der universitären Welt, von Kamiar K. Rückert zu Trauer und Akzeptanz, und von Rosa Butzlaff  über „Meine Perspektive auf die Psychosomatische Medizin in der Lehre der anderen Fachgebiete“.

In zwei interessanten Rezensionen stellen Markus Glass und Constanze Hausteiner-Wiehle Buchneuerscheinungen vor: das neue Psychosomatik-Buch von U.T. Egle, C. Heim, B. Strauß und R.v. Kännel (Psychosomatik – neubobiologisch fundiert und evidenzbaisert. Ein Lehr- und Handbuch) sowie ein Werk von Stoyan Popkirov über „Funktionelle neurologische Störungen“.

Die ausführlichen Verbandsnachrichten von BPM, DGPM und VPK runden wie immer das Heft ab.

In der nächsten AEP-Ausgabe 3/2025 wird das Thema Digitalisierung in der Psychosomatischen Medizin – Therapie im Wandel erneut (nach dem AEP-Heft 4/2018, damals unter dem Titel „Psychotherapie online?“) aufgegriffen, ein Thema, dass sich zwischen künstlicher Intelligenz, raumgreifenden DIGAs und Warnung vor den Gefahren einer Überdigitalisierung rasch fortentwickelt.

Die Herausgeber:innen und die Schriftleitung der ÄP zusammen mit allen Autor:innen wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen sich auf Ihre Rückmeldungen.

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