Ausgabe 04/2024
Anmoderation Mechthild Neises-Rudolf
Heft 4/2024 Ärztliche Psychotherapie zum Schwerpunkt „Klimakrise und Psychosomatik II“
Herausgeber:innen: Dr. med. Irmgard Pfaffinger, München und Prof. Dr. med. Christoph Nikendei, Heidelberg
Die Herausgeberinnen nehmen im Editorial Bezug auf eine Ausgabe mit identischem Titel im Jahrgang 2022 dieser Zeitschrift und betonen ihre Überzeugung, dass die Klimakrise ein Thema ist, über welches es immer wieder zu berichten gilt. Zeigt sich doch, dass die Klimakrise seit dem Erscheinen der genannten Ausgabe sich noch heftiger darstellt und immer gravierendere Ausmaße und Auswirkungen auf Patient:innen und Behandler:innen hat. Das vorliegende Heft soll die Leser:innen mit weiteren Aspekten der Klimakrise vertraut machen.
Die Herausgeber:innen Christoph Nikendei und Irmgard Pfaffinger sind auch die Autor:innen des ersten Beitrags, mit dem sie eine Standortbestimmung vorlegen zur Rolle der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie in Bezug auf die Klimakrise. Damit liefern sie den Einstieg zu den insgesamt sieben Beiträgen, die das Thema vertiefen.
Die Schriftstellerin Sieglinde Geisel geht der Frage nach, warum wir uns wider besseres Wissen nicht mit den Folgen der globalen Erderwärmung beschäftigen wollen und zeigt, welche elementare Rolle dabei Narrative spielen: Wo fehlen Narrative gänzlich, welche negativen, aber auch welche positiven Narrative gibt es?
Mit einem anderen Thema beschäftigen sich Anna Leibinger und Peter von Philipsborn. Sie zeigen auf, wie gleichzeitig Unter, Mangel-, Fehl- und Überernährung bestehen können und dass diese, Schätzungen zufolge, für rund 20% der weltweiten Krankheitslast verantwortlich sind und wir es dennoch nicht – oder nur unzureichend – schaffen, uns auf ein nachhaltiges Ernährungsmuster im Sinne einer planetaren Gesundheit ein- und umzustellen.
Christoph Nikendei federführend mit weiteren sechs Autor:innen beschreiben die Ursachen der weltweiten Migrations- und Fluchtbewegungen im Kontext der Klimakrise. Als Ursachen benennen sie zunehmende Hitze, Nahrungsmittelunsicherheit, Trockenheit und Dürre sowie Extremwetterereignisse und den Anstieg des Meeresspiegels. Diese Auswirkungen der Klimakrise sind assoziiert mit großem psychischem Leid.
Christoph Nikendei legt mit seinem zweiten Beitrag in einer Art Selbstoffenbarung die Zusammenhänge von Klimakrise und Wirtschaft auf individueller Ebene vor und bindet dies in einen größeren Zusammenhang ein.
Stefanie Ettling und Heike Janßen beschreiben in ihrem Beitrag »Die andere Energiekrise«. Sie legen Handlungsanalysen dar und zeigen zielführende Motivationen auf.
Die Reihe der Schwerpunktbeiträge schließt Dagmar Schellens mit ihrem Beitrag »Achtsamkeit und Klimakrise«, indem sie die Rolle von Achtsamkeit nicht nur als »Tool zur Selbstoptimierung« versteht, sondern auch in ihrer Funktion zur Verbesserung der Entwicklung einer neuen »Bewusstseinskultur« unter Bezug auf die Klimakrise.
In der Rubrik »Politik und Praxis« erscheint ein Artikel von Kamiar K. Rückert zum Thema »Trotz – Widerstand gegen die Projektion«. Mit »Favas Feder« wird von Giovanni Andrea Fava wieder eine interessante Fallgeschichte vorgestellt, unter dem Titel »Zwischenschritte«. Caroline Rometsch stellt ihre Perspektive auf den Wandel, speziell auf die Forschung in der Psychosomatischen Medizin vor.
Wie immer folgen die ausführlichen Mitteilungen aus den Fachgesellschaften: DGPM, VPK und BPM. Diese Verbandsnachrichten wie auch das Editorial sind frei zugänglich unter folgendem Link https://elibrary.klett-cotta.de/journal/aep/19/4
Den Abschluss bilden vier Buchbesprechungen, drei davon stellen das Schwerpunktthema ins Zentrum mit Neuerscheinungen aus den letzten beiden Jahren vor, dazu Dank an die Rezensent:innen: Irmgard Pfaffinger, Tanja Ehrhardt und Jürgen Knieling. Das vierte Buch »Trauma und Gegenübertragung« von Rosemarie Barwinski wird vorgestellt von Cora Pilcher.
Der Ausblick auf die nächste AEP-Ausgabe 1/2025 stellt einen aktuellen Querschnitt zu kritischen Diskussionen und interessanten Ergebnissen der »Psychosomatik in der Frauenheilkunde« vor.
Herausgeber:innen und Schriftleitung zusammen mit allen Autor:innen wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und freuen sich auf Ihre Rückmeldungen.