Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer
der 29. Psychotherapietage NRW,
Wir laden Sie mit diesem Programmheft herzlich zu den 29. Psychotherapietagen NRW ein. Sie finden als – mit bis zu 43 Punkten zertifizierte – psychotherapeutische Fortbildungstagung
vom 30. Oktober bis zum 3. November 2024 wie immer in Bad Salzuflen statt.
Dieses Jahr haben wir als Tagungstitel „Grenzen verändern – Grenzen respektieren. Psychotherapie als Schutz und Chance.“ ausgewählt.
Der Begriff der Grenze wirkt auf den ersten Blick naturgemäß etwas sperrig. Wenn Menschen miteinander umgehen, sind Grenzen jedoch unverzichtbar. In der Psychotherapie wie auch in der kindlichen Entwicklung definieren sie das Setting, den Raum, in dem Sicherheit erfahren und Neues erprobt werden kann. Ganz aktuell erfahren wir leidvoll im Weltgeschehen, wie schwierig es wird, wenn Grenzen unerwünscht oder sogar mit Gewalt und Krieg überschritten werden.
Das gilt für nationalstaatlich definierte und völkerrechtlich garantierte Landesgrenzen, innerhalb deren verbindliche Rechtsnormen und verbindende kulturelle Konventionen gelebt werden. Das gilt aber auch für die Grenzen, die besonders Kinder zunächst als Schutz für ihre Entwicklung brauchen, die sie aber auch, wenn sie soweit sind, mit Hilfe liebevoll ermutigender Erwachsenen hinter sich lassen können.
Und in unseren psychotherapeutischen Behandlungen haben wir es sehr häufig mit Menschen zu tun, deren Grenzen zu früh verletzt worden sind oder die in Grenzsituationen
immer wieder scheitern und Entwicklungschancen nicht für sich nutzen können. Darüber hinaus ist die durch Empathie gesicherte Grenze zwischen Patient*in und Therapeut*in zentrale Behandlungsvoraussetzung dafür, dass sich unsere Patient*innen bei uns sicher genug fühlen können, um in die Abgründe ihrer Kindheit hineinspüren und sich weiter entwickeln
zu können. Nur so können unsere Patient*innen die Grenze zwischen bewussten und unbewussten Verletzungen, Wünschen und Ängsten, die Grenze zwischen der äußeren und ihrer inneren Welt erforschen und verschieben und dann vielleicht zu einer vollständigeren Selbstaneignung gelangen.
Deshalb sind Grenzverletzungen in der Psychotherapie so elementar zerstörerisch. Für uns Psychotherapeut*innen ist es zudem auch noch von größter Bedeutung, die persönlichen
Grenzen unserer Patient*innen – und auch unsere eigenen – zu erkennen, anzuerkennen und weder sie noch uns selbst zu überfordern.
Es lohnt sich also auch für uns Psychotherapeut*innen, wenn wir uns aus unterschiedlichen Perspektiven mit diesem vielschichtigen Begriff und seiner vielfältigen Bedeutung für uns und unsere Patient*innen beschäftigen. Das wollen wir auch diesmal in spannenden Plenarvorträgen und inspirierenden Seminaren und Arbeitsgruppen gemeinsam mit Ihnen tun. Wir freuen uns auf das Wiedersehen, die Begegnungen und Gespräche mit unseren Kolleg*innen und möchten Sie herzlich einladen!
Für den Vorstand
Ihr
Matthias Franz
Vorsitzender
der Psychotherapietage NRW e.V.